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Emotionales Wellenreiten & 5 Bretter, die dich dabei unterstützen

Ich habe das Surfen bisher nur einmal ausprobiert, möchte das Bild davon aber hier in diesem Blogbeitrag aufgreifen, denn es passt einfach so ideal zum Thema Emotionen. Sie kommen nämlich in Wellen und nehmen uns manchmal mit aller Wucht mit. Doch das muss nicht sein, wenn wir lernen, auf ihnen zu surfen. In diesem Blogbeitrag teile ich 5 Methoden mit dir, die dir als Surfbretter eine Unterstützung sein können, um nicht unterzugehen.


Egal, ob du SurferIn bist oder nicht, ich hoffe du kannst mit all den Surf-Parallelen hier mindestens genauso viel anfangen wie ich. Ich wünsche dir viel Freude, Aha-Erlebnisse und Inspirationen beim Lesen!



Emotionen kommen (und gehen) in Wellen

Viele davon sind uns sehr bekannt, es sind kleine Wellen, die unseren Körper umspülen oder durchfließen. Klein genug oder so bekannt, dass wir stehen bleiben oder darin planschen, weil sie uns guttun. Wir labeln Letztere oft als positive Emotionen wie glücklich sein, Leichtigkeit, Ekstase. Das emotionale Spektrum und Empfindungen, die sie in unserem Körper auslösen, ist riesig und so schlägt das Pendel oftmals auch in die andere Richtung, dann spüren wir die negativ bewerteten Emotionen wie Trauer, Wut, Panik, Angst usw.


Manchmal können wir beobachten, wie sich große Wellen der Emotion auf uns zu bewegen, manchmal türmen sie sich aber auch ohne Vorwarnung plötzlich meterhoch vor uns auf. Genau so ist es mir einige Tage zuvor passiert. Die Welle kam unvorhergesehen und türmte sich gewaltig auf. Ich habe großen Druck in meinem Brustkorb gespürt, meine Atmung war flach und Schwere hat sich in mir ausgebreitet. Es war Montag und mehr als ein Montags-Blues.


Wenn so etwas passiert, gibt es verschiedene Möglichkeiten:


  • Die Welle nimmt dich mit und reißt dich mit ihrer Wucht um, wirbelt dich ordentlich herum und spuckt dich danach wieder aus, belämmert und entkräftet.

  • Du realisierst es noch rechtzeitig und tauchst durch sie hindurch. Du spürst vielleicht ihre Kraft, hast die Augen zu gemacht, findest den Weg wieder raus und am Ende bist du hauptsächlich nass aber okay.

  • Du zückst dein Surfbrett und schwingst dich drauf. Von oben kannst du beobachten, wie sich die Welle verhält, wie groß und wild sie wird. Wenn du ihre Vibration unter deinem Brett fühlst, stehst du auf und surfst auf ihr. Den ganzen Weg bis ins flache Wasser zum Strand.


Welche der Optionen geschieht dir bzw. für welche entscheidest du dich meistens?


Ich wäre früher mit Augen zu durchgetaucht und nass aber eigentlich unbeschadet rausgekommen. Die Betonung liegt auf eigentlich - dazu weiter unten mehr. Heute schnappe ich mir mein Surfbrett und versuche, sie zu reiten. Manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich, teilweise sehr wackelig aber ich surfe auf der emotionalen Welle. Ich spüre sie ganz deutlich, bleibe auf meinem Brett stehen und lerne jedes Mal dazu. Was für ein Gefühl!


Das Motto Augen zu und durch kann in manchen Situationen angebracht sein, ist für mich aber keine befriedigende Option mehr.


Denn es bedeutet, sich mit den eigenen Emotionen nicht konfrontieren zu wollen oder nicht zu können. Augen zu und durch ist also entweder

a) ignorant sich selbst gegenüber (das will ich nicht mehr!) oder

b) die derzeit einzig sinnvolle und sichere Lösung für das eigene System.



Emotion = Energy in Motion

Der Begriff Emotion auf Englisch kann auch mit Energy in Motion erklärt werden. Wir können uns Emotionen wie Wut, Ärger oder Trauer als Kraft in uns vorstellen, die in uns in Bewegung sind und uns sprichwörtlich bewegen. Du kennst es vielleicht selbst: das Gefühl von Angst, das durch den ganzen Körper rauscht, Stress, der sich wie Last auf den Schultern ausbreitet, Trauer, die im Brustkorb oder in der Bauchgegend arbeitet, usw.


Ich bin davon überzeugt, dass Emotionen nicht ohne Grund kommen. Sie sind da, um uns das Surfen beizubringen und nicht, um uns absichtlich durchzuwirbeln oder das Durchtauchen zu lernen und uns belämmert hinterlassen. Emotionen kommen mit einer Botschaft, die gehört werden will. Die Frage ist nur: sind wir bereit dazu? Können wir zuhören oder ignorieren wir sie?


Wenn du nach dem Motto „Alles Durchtauchen“ lebst, versuchst du das, was in dir spürbar ist, kleinzureden, wegzuschieben oder zu unterdrücken. Du machst die Augen zu, tauchst durch die Welle und kommst nass aber eigentlich unbeschadet raus. Eigentlich. Denn nur weil wir versucht sind, negative Gefühle nicht zu fühlen und sie wegzuschieben, ist diese Energie dadurch nicht weg. Unterdrückte Gefühle können sich im System festsetzen und im Hintergrund weiterarbeiten. Es kann sein, dass sie sich immer wieder melden, bis du bereit dazu bist, dich ihnen zuzuwenden, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen einen Kanal zu geben, ihre Botschaft zu vermitteln.



Du brauchst Bretter (Ressourcen), um zu surfen

Wenn du derzeit keine Surfbretter (Ressourcen) hast, die du zur Bewältigung einer großen Welle heranziehen kannst, kann es absolut die richtige Wahl sein, erstmal durchzutauchen. In diesem Fall hat das Durchtauchen nichts mit Ignoranz zu tun, sondern mit Sicherheit für dein System.


Denn wir alle leben mit unterschiedlich viel und intensiver Vorgeschichte, haben unsere eigenen Päckchen zu tragen und manchmal wirklich nicht die geeigneten Ressourcen (emotional, kognitiv, zeitlich, sozial…), um mit Herausforderungen umzugehen.


Bitte wisse aber, dass du dir jederzeit, mit oder ohne Hilfe einer Surflehrerin/eines Surflehrers, ein geeignetes Bretter-Repertoire zulegen kannst, sprich geeignete Ressourcen, um in Zukunft je nach Wellengang, ein passendes Brett für dich parat zu haben.


Wenn du zum Surfen beginnst, startest du mit einem ganz großen Brett, das viel Fläche und Sicherheit bietet, damit du nicht so schnell wieder ins Wasser fällst. Mit mehr Erfahrung musst du nicht mehr groß nachdenken und greifst freudig zu kleineren Brettern, die stabil im Wasser liegen und sehr flink zu wenden sind. Du surfst die Wellen und hast Spaß daran. Im Umgang mit Emotionen ist das ähnlich.


Reite die Welle und sie verliert ihre mächtige Größe

Denn geht es nicht auch genau darum? Geht es nicht darum, auf den Wellen des Lebens zu reiten, nicht nur auf den „positiven“ sondern auch auf den bisher als „negativ“ gelabelten? Sie alle anzunehmen und das Leben durch jede Faser des Körpers fließen zu lassen? Die Emotionen voll und ganz zu spüren, von ihnen zu lernen und dadurch ein lebendiges Leben zu führen?


Es geht nicht darum, wie das Gefühl weggeht, sondern, ob du es willkommen heißt

Was dann passiert ist einfach nur geil! Du verstehst, dass es nicht darum geht, direkt eine Lösung zu finden, wie du das Gefühl schnellstmöglich beseitigst. Es geht darum, deinen Emotionen Ausdruck und Daseinsberechtigung zu verleihen. Und du wirst spüren, wenn du die Welle reitest, verliert sie ihre mächtige Größe, du fürchtest dich nicht mehr vor dem Wellengang und kannst ihn sogar genießen. Von Mal zu Mal sammelst du mehr Erfahrung im Umgang damit und es gelingt dir einfacher, diese unterschiedlichen Wellen zu reiten. Du lernst dich besser kennen und kannst dir das geben, was du brauchst.




5 Surfbretter aka Ressourcen

Es folgen ein paar Ideen, die dich beim emotionalen Wellenreiten unterstützen. Nur du kannst für dich entscheiden, was dir am besten hilft. Es hat sich für mich und viele anderen als sehr hilfreich herausgestellt, verschiedene Ressourcen in meinem Werkzeugkasten zu haben, um je nach Situation auf eine oder mehrere zugreifen zu können. Ich lade dich dazu ein, mal eines dieser Surfbretter auszutesten und zu beobachten, was sich währenddessen und danach in dir tut.


  • Sprich darüber Gibt es eine Person, der du dich anvertrauen kannst? Jemand, der dir den Raum hält, um genau so zu sein, wie du bist und bei der du alles fühlen kannst, was du fühlst? Sprich über das, wie es dir geht. Teile auch deine Bedürfnisse und Vorstellung von diesem Gespräch mit. So kannst du zum Beispiel gleich zu Beginn sagen, dass du keine Antwort, keinen Rat, keine Lösung brauchst, sondern einfach nur einen Raum, den du mit Worten füllen kannst. Stell sicher, ob diese Person bereit ist, ihn zu halten. Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern, durch Herausforderungen nicht alleine gehen zu müssen. Wir dürfen Unterstützung annehmen!


  • Schreib drauf los Eine Zeit lang habe ich täglich 3 DINA4 Seiten geschrieben, jeden Morgen nach dem Aufstehen (inspiriert von Julia Cameron, Morning Pages). Es geht nur darum, den Stift in die Hand zu nehmen und draufloszuschreiben. Hier gibt es kein richtig und kein falsch. Diese Worte wirst nur du sehen und es ist kein Aufsatz, in dem es um korrekte Formulierungen und Rechtschreibung geht. Schreibe drauf los. Beginne ruhig beim Wetter, schreibe auch, wie dämlich es sich anfühlt, hier zu sitzen und zu schreiben, aber schreibe. Und du wirst merken, dass es nach ein paar Zeilen aus dir herausfließt. Das bisher vielleicht schwer in Worte zu packende Gefühl, die Welle, die sich auftürmt, wird beschreibbar. Der Nebel im Kopf klarer.


  • Meditation In der Meditation kreieren wir einen Raum, um mit offenem Gewahrsein alles zu beobachten was gerade passiert. Stell dir vor, du sitzt auf deinem Surfbrett und siehst zu, wie die Wellen kommen und gehen. Du lenkst dich nicht ab sondern bist in deinem sicheren Raum und beobachtest, was sich in dir regt, wenn eine Welle unter deinem Brett spürbar ist, dich anhebt. Wo und wie breiten sich Anspannung, Widerstand oder Leichtigkeit aus? Kannst du die Empfindung(en) lokalisieren? Fließen sie durch den ganzen Körper oder sind sie vor allem in einer Körperregion? Nimm alles wahr, lass alles da sein - ohne es zu beurteilen. Lass uns gemeinsam meditieren. Komm zu einer Live-Meditation oder genieße große Flexibilität mit Yoga unlimited. Hier findest du mehr Infos zu meinem Angebot. Beachte auch den aktuellen Stundenplan.


  • Komm in die Bewegung Wenn Emotionen Energy in Motion sind, dann hilft Bewegung dabei, dass sie sich nicht einfach irgendwo niederlassen und festsetzen, sondern dich im wahrsten Sinne bewegen. Egal welche Art von Bewegung du machst, gib der Energie in dir Raum und wenn nötig, einen Kanal, um abfließen zu können. Lass die Tränen laufen, gib deiner Aggression Raum, indem du die Energie z.B. in deine Kissen fließen lässt oder in einen Boxsack. Geh raus in den Wald und schrei, brüll es aus dir raus. Lass deine Emotionen raus und dich von ihnen in Bewegung setzen – intuitiv und einfühlsam. Das geht u.a. mit Tanzen, Schüttelmeditation, Yoga, Laufen, Boxen.


Cora Sommer Yoga_emotionales-Wellenreiten

  • Die Verbindung zur Natur Raus in die Natur zu gehen ist für mich immer das Nonplusultra. Allein durch das Beobachten wächst mein Vertrauen. In mich und meine Umgebung. Du kannst beobachten, dass sich alles in der Natur verändert und nichts gekommen ist, um für immer zu bleiben. Auch nicht die Welle, die herangespült wird, sie kommt und geht. Mit ihren zarten Farben, den Blumen auf den Wiesen, erinnert uns die Natur daran, auch zart mit uns selbst umzugehen. Sie beruhigt das Nervensystem und erinnert daran, dass wir Teil von etwas Großem sind. Du wirst gehalten und getragen von der Erde unter dir.


Diese Methoden und viele weitere mehr, helfen uns dabei, unsere Achtsamkeit und Beobachtungsgabe zu schulen. Sie geben uns etwas, an dem wir uns festhalten können, während wir zulassen, alles zu fühlen was da ist. Sie schenken uns die Möglichkeit, die Botschaft des Emotion besser zu verstehen, mit unserem Geist und unserem Herzen. Und es wird sich zeigen, ob die Emotionen unsere sind oder, ob wir sie von außen (soziales Umfeld, Gesellschaft) übernommen haben.


Als ich die letzte große Welle gesurft bin, habe ich dies mit einer aktiven Meditation (Schüttelmeditation) von Osho getan. Ich wollte alles spüren und annehmen, was da ist. Und während ich mich geschüttelt habe, habe ich verstanden, dass der Druck in mir nicht meiner ist. Ich habe etwas übernommen, was nicht mir gehört.


Anschließend bin ich raus in die Natur und sie hat mich daran erinnert, zart mit mir umzugehen. Bei mir zu bleiben. Im Fühlen liegt bereits ein großes Potenzial - ich bin dadurch wieder bei mir angekommen, habe mich von gesellschaftlichen Vorstellungen gelöst, also von der inneren Stimme, die mir einreden wollte: es ist Montag und Wochenbeginn, du musst viel Arbeiten, los, die Arbeit ruft - vor allem nach deinem Urlaub!


Ich habe mir die Absicht genommen, wieder zurück in meinen eigenen Rhythmus zu kommen. Habe mir Zeit genommen, alles zu fühlen und die Botschaft dahinter herauszuhören. Und so hat sich der Druck verabschiedet und ich habe wieder tief atmen können.


Die Wellen haben sich beruhigt.


Wenn du die Ressourcen hast, dich deinem emotionalen Wellengang zu widmen, bin ich überzeugt davon, dass die Wellen mit einer Botschaft kommen, die du hören kannst UND willst. Und, dass du mit Übung und Vertrauen auch auf den großen Wellen surfen wirst.


Ich freue mich sehr, zu erfahren, was diese Zeilen in dir ausgelöst haben. Und natürlich auch, welches Surfbrett oder welche Bretter zu zückst, wenn die Wellen mal wieder groß sind. Teile es mit mir, via eMail oder unter dem dazugehörigen Post auf Instagram.


Von Herzen,

Cora

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