top of page

Ist Selbstfürsorge egoistisch?

Erfahre in diesem Artikel, was Selbstfürsorge wirklich bedeutet, warum sie uns oft so schwerfällt und wie es dir gelingt, dich gut um dich zu kümmern.


Gib dir was du brauchst!

Wähle dich selbst als Prio.

Kümmere dich gut um dich.


Hört sich egoistisch an? Ist es aber nicht und ich sag dir hier auch warum.

Wenn du nicht gut für dich sorgst, wer tut es dann? Wenn du dir nicht erlaubst, dich als Prio zu wählen, wer tut es dann?

Selbstfürsorge vermischen viele mit Egoismus. Dabei hat es gar nichts damit zu tun!

Ein egoistischer Mensch ist einer, der nur an sich denkt. Wenn du jedoch Selbstfürsorge praktizierst, wirst du kein nur an dich denkender Mensch werden!


Du wirst vor allem lernen, gut für dich zu sorgen und vieles mehr - auch was andere betrifft.

Cora Sommer_Ist Selbstfürsorge egoistisch?

Warum ist Selbstfürsorge so wichtig?


Du lernst, deinen Körper und deine Bedürfnisse wahrzunehmen und angemessen auf sie zu reagieren. Einfache aber wichtige Beispiele sind: du isst, wenn du hungrig bist. Du gehst aufs Klo, wenn du musst. Du ruhst dich aus, wenn du erschöpft bist.


Darüber hinaus wird es dir leichter fallen, für dich und deine Bedürfnisse einzustehen. Was wiederum auf dein Wohlbefinden und deinen Selbstwert einzahlt. Wenn Selbstfürsorge Teil deines Lebens ist, stärkst du deine körperliche, mentale und seelische Gesundheit.


Du sorgst auch präventiv für dich, sodass es garnicht so weit kommen muss, dass du Signale deines Körpers überhörst & ignorierst, bis sie sie in körperlichen und mentalen Symptomen deutlich bemerkbar machen (um nur ein paar zu nennen: Verdauungsbeschwerden, Herzrasen, Erschöpfung).


Dich besser kennenzulernen führt in weiterer Folge auch zu einem besseren Miteinander und Verständnis deines Gegenübers. Wenn du erkennst, dass auch du Pausen oder Zeit für dich brauchst, kannst du beispielsweise auch empathischer auf eine Freundin reagieren, bei der das Gleiche der Fall ist. Außerdem lernst du, deine Bedürfnisse auszudrücken und agierst so ehrlicher und authentischer, was wiederum eine wunderbare Einladung für dein Umfeld ist, es dir gleich zu tun. Mehr über Ehrlichkeit kannst du in diesem Blogpost lesen.


Und nicht zu vergessen: du kannst nur gut für andere Sorgen, wenn du selbst auch gut versorgt bist. Denn nur dann handelst du aus der Kraft und Fülle und nicht aus einem Mangel heraus.


Eine gesunde Selbstfürsorge ist also alles andere als egoistisch! Sie ist essentiell für deine Gesundheit und für ein gesundes und ehrliches Miteinander.


Warum fällt uns Selbstfürsorge so schwer?


Dich wichtig zu nehmen und dir das zu geben, was du brauchst hört sich einfacher an, als es ist, nicht wahr? Ich weiß, ich war auch schon an diesem Punkt...


Erkunden wir zuerst, warum es uns so schwerfällt, gut für uns zu sorgen, bevor wir darauf eingehen, wie es uns trotzdem gelingt.


Es gibt viele verschiedene Gründe, die uns daran hindern, uns als Prio zu wählen.

Ich nenne hier mal drei, die sehr häufig vorkommen:


Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Zum einen liegt es daran, dass wir in unserer Gesellschaft einem Paradigma unterlegen sind, wie Arbeit und Leben zu sein haben: es geht vor allem um Leistung. Darum, frotlaufend Leistung zu bringen und sie nie abreißen zu lassen, bestmöglich mehr davon und schneller. Dieses leistungsdominierte Bild ist eben nicht nur in der Arbeitswelt ganz fest verwoben und wird als Arbeitnehmer:in oder Selbständige:r erlebt, sondern auch in unserem privaten Leben, in Familien, als Heranwachsende:r sowie auch als Mutter und Vater.


Passend dazu gibt es Sprüche, die vermutlich nicht nur ich, immer wieder zu hören bekomme und die in vielen Familien als Glaubenssätze fest verankert sind:

Erst die Arbeit dann das Vergnügen Das Leben ist kein Ponyhof/Wunschkonzert

Was diese Glaubenssätze mit uns machen ist wahnsinnig nachteilig! Sie stärken das Paradigma, wie Arbeit und Leben zu sein haben, nämlich hart, ohne Freude und leistungsorientiert. Und vor allem entfernen sie uns ganz weit weg von unseren eigenen Bedürfnissen. Denn bevor ich mich um mich selbst kümmere, muss ich noch etwas fertigstellen, abschicken, ja ich muss vorher noch etwas leisten.


Es bedarf dann immer wieder die Erinnerung daran, dass das eine Geschichte ist, die wir uns erzählen, die aber nicht unserer Realität entsprechen muss.

Cora Sommer_Ist Selbstfürsorge egoistisch?

Orientierung im Außen

Die Orientierung im Außen und Erwartungen anderer sind ein weiterer Grund, warum es uns schwerfällt, uns wichtig zu nehmen.


Ich nehme Social Media als Beispiel:

Mit SM haben wir permanent die Möglichkeit, andere Leben zu beobachten und unseren Fokus auf andere zu legen. Wir sehen und hören, was jemand anderes mag, sagt, tut. Unweigerlich werden Vergleiche gezogen und unbewusst Bedürfnisse der anderen auf einen selbst übergestülpt.


Der Fokus muss nicht auf SM, sondern kann auch ganz stark auf dem eigenen Umfeld liegen, also bei Freund:innen und der Familie. Oft sind in Familienkonstrukten ausgesprochene oder unausgesprochene Erwartungen mit im Spiel, die es noch schwieriger machen, auf sich selbst zu hören und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Oder du hast Freund:innen, bei denen du (vielleicht noch unbewusst) das Gefühl hast, lieber so sein oder dich so verhalten zu wollen wie sie.


Es bedarf dann hier immer wieder die Erinnerung daran, den Fokus zu dir zurückzuholen und, dass du nicht die Bedürfnisse der anderen auf dich selbst projizieren musst. Du bist ein individueller Mensch mit eigenen Bedürfnissen, eigenen Rhythmen, eigenen Sehnsüchten.


People Pleaser - es anderen rechtmachen

Zugehörigkeit ist eines der kraftvollsten und wichtigsten Grundbedürfnissen von uns Menschen. Denn wenn wir zu einer Gruppe dazugehören sind wir sicher.


Es mag sein, dass du dich ziemlich schnell in (d)einer Gruppe sicher fühlst. Je nach Erziehung und Erfahrungen im Leben gibt es aber auch viele Menschen, die fühlen/denken, diese Sicherheit erst erwerben zu müssen.


Letztere können ausgeprägte "People Pleaser“ werden. Alles, was Ablehnung hervorrufen und damit das Dazugehören gefährden könnte, wird vermieden. Deshalb wird zugestimmt und es anderen recht gemacht.


Dieses Verhalten ist oft ganz unbewusst, mal stark, mal schwächer ausgeprägt. In jedem Fall ist es aber sooooo menschlich.


Du darfst dich hier daran erinnern, dass bei Menschen, die dich wirklich sehen und wertschätzen, keine ernsthafte Gefahr der Ablehnung besteht, wenn du äußerst, was in dir vorgeht. Ich als ehemalige People Pleaserin kann sehr gut nachvollziehen, dass es eine Hürde und ein Lernprozess ist, den Fokus mehr und mehr zu dir zurückzuholen. Auf das eigene Erleben, den eigenen Körper, die eigenen Bedürfnisse und sie ggfs. auszudrücken.


Aber es ist möglich!!!


Selbstfürsorge praktizieren, wie geht das?


Wie nun schon öfter gelesen, hat Selbstfürsorge ganz stark damit zu tun, deine Bedürfnisse kennenzulernen und angemessen auf sie zu reagieren - eben um gut für dich zu sorgen, wie der Begriff an sich ja schon vorwegnimmt.


Raum geben & Fokus nach innen richten

Um das tun zu können, müssen wir uns allerdings Raum geben. Aber Moment, du denkst dir jetzt vielleicht: Ich bin Mutter / Ich bin in einem stressigen und verantwortungsvollen Job / ..., wie soll ich mir selbst Raum geben?


Bitte nicht gleich in den Widerstand gehen, lies weiter:


Dieser Raum muss nicht sonderlich groß sein. Es reichen dafür tatsächlich ein paar Atemzüge. Es geht nur darum, dass du den Fokus nach innen richtest und reinspürst, wie es dir eigentlich gerade geht und was du brauchst.


Bitte habe im Hinterkopf, dass es ein Prozess ist, bis du deine Bedürfnisse wahrnimmst und kennenlernst. Vor allem, wenn du sie zuvor lange ignoriert hast!


Mit Körpersignalen Bedürfnisse Schritt für Schritt erkunden

Um dir näherzukommen, empfehle ich dir, in den folgenden Tagen auf die deutlichsten Signale deines Körpers zu achten. Dahinter liegen nämlich deine Bedürfnisse, die dir verraten, was du tatsächlich gerade brauchst.


Klingt so einfach, ist aber wie alles ein bisschen Übung, weil die meisten unter uns verlernt haben, sich wahrzunehmen.


Achte also in den kommenden Tagen mal darauf, ob

  • du müde bist

  • du durstig bist,

  • du Hunger hast

  • dir kalt ist